1. Verblüffende Wertsteigerung
Wolfgang E. Schultz, selbst Teilhaber des Flughafens, sagte dagegen am 17.11.2015: „Die 1,50 Euro kommen nicht von Altlasten, weil wir davon ausgingen, dass sie sehr gering sind.“
2. Verwendung der Mittel
„Mit Einnahmen, staatlichen Zuschüssen und weiteren Investitionen der über 70 Gesellschafter erhält der Allgäu Airport frei verfügbare Finanzmittel, um die Infrastruktur des Flughafens auf einen langfristig zukunftsfähigen Standard zu bringen. Die Verbesserung der Sicherheit wird voraussichtlich 16,5 Millionen Euro kosten.“
3. Dem Flughafen fehlt die wirtschaftliche Perspektive
Die Deutsche Bank Research schreibt 2015 (PDF, 446 KB):
„Mit wenigen Ausnahmen waren die Jahresergebnisse der [Regional-]Flughäfen in den letzten rd. zehn Jahren negativ. (…) In der Regel lag der Fehlbetrag pro Flughafen im ein- bis zweistelligen Millionenbereich.“
„Die Hälfte der Regionalflughäfen hat seit 2005 noch nie einen Gewinn ausgewiesen.“
Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Lage in Zukunft entscheidend ändert.
Die Deutsche Bank Research schreibt im Juli 2015 weiter (PDF, 446 KB):
„Beim Blick in die Zukunft bleiben wir skeptisch. Der Luftverkehr in Deutschland dürfte auch künftig vor allem an den großen Flughäfen wachsen (…). Es spricht aber wenig dafür, dass das Passagieraufkommen an den untersuchten Regionalflughäfen insgesamt langfristig (stark) wächst. Der wirtschaftliche Druck auf die Eigentümer der Flughäfen – in der Regel die öffentliche Hand – bleibt also hoch.“
Hierzu ein Zitat aus der Sendung „Jetzt mal ehrlich“ des Bayerischen Fernsehens vom 06.07.2015 (ab Position 15:20):
Prof. Dieter Buchberger: „Friedrichshafen macht einen Umsatz von 20 Euro pro Passagier, Innsbruck 35 und wir [Memmingen] machen acht Euro pro Passagier.“
Reporterin: „Das kann doch nicht lange gehen.“
Prof. Buchberger: „Doch – solange der Freistaat immer nachschießt, geht das doch. Der [Flughafen] wird aus Steuergeldern am Leben erhalten.“
4. Die Prognose der Passagierzahlen
5. Bei 15 Millionen Euro bleibt es nicht…
Dieter Faulenbach da Costa, erfahrener Flughafenplaner und im Verwaltungsgerichtsprozess Gutachter der Flughafenkritiker, erwartet dagegen, dass der Ausbau insgesamt etwa 110 Millionen Euro kosten wird.
„Ja natürlich kann man sagen, es geht nur um 15 Millionen. Es geht um viel mehr. Die Folgekosten werden deutlich dreistellig sein – deutlich dreistellig. Und die Folgekosten stemmt nicht die private Gesellschaft, die Folgekosten stemmen die Steuerzahler.“
6. Der Ausbau ist unwirtschaftlich
„Die Erfahrung (…) der letzten 20 Jahre zeigt (…), dass die meisten Ausbauvorhaben unwirtschaftlich waren, zumindest vor Ort, und dass auch der volks- und verkehrswirtschaftliche Nutzen nicht sehr groß war. Und wenn dann zwischen zwei Regionalflughäfen die Grenzen von Bundesländern liegen und beide verfolgen ähnliche Ausbaupläne und beide zielen auf die gleiche Kundschaft ab, dann kann das nur schiefgehen.“
„Der geplante Ausbau der meisten Regionalflughäfen bedeutet eine Verschwendung von knappen öffentlichen Mitteln, die dringend für andere Infrastrukturprojekte benötigt werden.“
7. Sicherung von Werten?
Gerhard Pfeifer summierte die Gesamtinvestitionen im Interview mit der Memminger Zeitung vom 14.11.2015 auf 250 Millionen Euro; Wolfgang E. Schultz sprach am 17.11.2015 von 200 Millionen Euro.
Wolfgang E. Schultz am 17.11.2015:
„Wir mit dem Airport sind die Einzigen, die diesen Steuergeldern der Vergangenheit eine Zukunft geben.“
Gerne wird auch argumentiert, der Rückbau der gesamten Fläche werde 44 Millionen Euro kosten und deshalb müsse man am Flughafen festhalten.
Vor Allem aber werden erforderliche Um- und Rückbaumaßnahmen durch den Flugbetrieb nicht überflüssig, sondern nur in die Zukunft verschoben.
Der defizitäre Flughafen macht in der Zwischenzeit Millionenverluste, die nach dem Willen mancher Akteure zu einem großen Teil die Steuerzahler bezahlen sollen.
Nach der Argumentation von Herrn Schultz ist es auch alternativlos, den Kohlebergbau weiter zu subventionieren: Der Weiterbetrieb der Zechen ist das einzige, was den in diese investierten Steuergeldern der Vergangenheit „eine Zukunft gibt“.
8. Wertvolle Grundstücke?
„Sowohl Stadt als auch Landkreis wollen sich mit ihren Investitionen langfristig wertvolle Flächen sichern, die künftig als Gewerbeflächen genutzt und vermarktet werden sollen. (…) ‚Mit der Beteiligung stellen wir sicher, dass wir die Entwicklung der Flächen aktiv mitgestalten können‘, sagt der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather.“
Es stellt sich zunächst die Frage: Warum wurden diese Flächen durch die bisherigen Grundstückseigentümer in den vergangenen zehn Jahren noch nicht aktiv vermarktet?
Und wenn die Flächen so wertvoll sind – warum verkaufen die derzeitigen Eigentümer sie jetzt an die Gebietskörperschaften und nicht auf dem freien Markt?
Könnte es sein, dass die wirklich wertvollen Flächen in der Hand der Gründungsgesellschafter verbleiben und nur noch die „Restposten“ verscherbelt werden?
Das Bündnis für verantwortlichen Umgang mit Steuergeldern schreibt dazu:
„Für die südlichen Flächen wurden im Planfeststellungsbeschluss von 2013 sechs Hallen, Flugfeldvorflächen und Flächen für Triebwerksprobeläufe genehmigt. Die Nutzung der Hallen ist nur für flugaffines Gewerbe zulässig, wie: zum Unterstellen von Business-/Privatjets, Flugzeugwerfthallen, Hochregallager für Luftfracht. Eine Nutzungsänderung würde eine erneute Planfeststellung erforderlich machen.“
Aus gesicherter Quelle war zu vernehmen, dass eine Änderung des Planfeststellungsbeschlusses nur durch Mehrheitsbeschluss der Gesellschafterversammlung der Allgäu Airport GmbH & Co. KG und einen darauf folgenden Antrag dieser Gesellschaft geändert werden kann.
Im Interview mit der Memminger Zeitung vom 14.11.2015 äußerte Landrat Hans-Joachim Weirather:
„Wir haben auf den Flächen schon jetzt etwa 30 verschiedene Nutzungen. Das reicht von Parkplätzen über die temporäre Unterbringung des Memminger Amtsgerichts bis zu einer Unterkunft für Asylbewerber. Auf den Erwerbsflächen werden bereits heute Einnahmen in Höhe von 100.000 Euro im Jahr erzielt. Wir haben also gar keinen Zwang, schnell etwas zu entwickeln. Wir rechnen an der Stelle aber mit der Ansiedlung von weiteren öffentlichen Einrichtungen.“
Was gilt? Soll ein interkommunales Gewerbegebiet entwickelt werden oder nicht? Und wenn es keinen Zwang gibt, schnell etwas zu entwickeln – warum muss dann schnell gekauft werden?
9. Altlasten
„In den Verträgen wird sichergestellt, dass unsere Grundstücksgesellschaft keine Verpflichtungen für Altlasten übernimmt. (…) Auf dem Flughafen gibt es ein Sammelbecken für Löschwasser (…). Das ist heute der einzige bekannte Eintragspunkt, und der liegt definitiv nicht auf den Flächen, wie wir erwerben. (…) Aufgrund bisheriger Untersuchungen ist kein anderer Eintragspunkt bekannt, wo saniert werden muss.“
Das bedeutet aber nicht, dass weitere Untersuchungen nicht noch weitere Belastungen feststellen könnten!
Teilweise wird auch argumentiert, aufgrund eines Gesetzentwurfes zur Finanzierung der Beseitigung von Rüstungsaltlasten müsse der Bund die Kosten der Sanierung tragen. Dieser Gesetzentwurf bezieht sich aber nur auf Belastungen, die vor 1945 entstanden sind – die diskutierten Belastungen entstanden erst in der Nachkriegszeit.
10. Auswirkungen auf die Wirtschaft vor Ort
Handelsblatt Online berichtete am 12.06.2015 über eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI):
„Das regionale Wirtschaftswachstum [wird] (…) nicht zusätzlich angeschoben, wenn es vor Ort einen ausgebauten Regionalflughafen gibt. (…) Im Klartext heißt das: Schafft es ein Regionalflughafen nicht in die schwarzen Zahlen, ist das zugeschossene Geld verloren – auch gesamtwirtschaftlich gesehen.“
Die Deutsche Bank Research schreibt 2015 (PDF, 446 KB):
„Das Argument, durch den Ausbau von Regionalflughäfen entstünden lokale Arbeitsplätze, ist schwach. Denn man muss sich stets fragen, welche Arbeitsplatz- und Wertschöpfungseffekte man mit anderen Maßnahmen erreicht hätte. Zudem kann es nicht Aufgabe des Staates sein, dauerhaft subventionierte Arbeitsplätze zu schaffen.“
Es wurde angenommen, dass ankommende Passagiere im Schnitt gut 6 Tage bleiben und pro Tag durchschnittlich 180 Euro ausgeben, für Übernachtungen pro Nacht 88 Euro. Bayern Tourismus/dwif rechnet dagegen mit durchschnittlich nur 3,6 Nächten und 47,10 Euro pro Übernachtung. Die Zahlen von Bayern Tourismus ergeben hinsichtlich der Übernachtungskosten also gerade einmal 30 % der Werte der Uni Augsburg.
Außerdem gaben die Befürworter des Flächenverkaufs im Interview mit der Memminger Zeitung an, von den angenommenen 150 Millionen Euro bleibe nur ein Drittel in der Region. Bleiben bei Annahme jeweils der niedrigeren Werte noch 15,3 Millionen Euro zusätzliche Kaufkraft für die Region.
11. Es geht auch anders: Private Finanzierung!
Eine Flughafenabgabe, die jeder Fluggast bezahlt, und die direkt beim Flughafen verbleibt. Läge diese Abgabe beispielsweise bei 10 Euro, hätte der Flughafen bei 700.000 Fluggästen im Jahr 2014 dadurch 7 Millionen Euro eingenommen.
„Privatfinanzierung führt zu mehr Effizienz. (…) Bestehende Flughäfen sollten zumindest privatwirtschaftlich betrieben werden, wobei ein angemessener Regulierungsrahmen erforderlich ist. (…) Ein anderer Weg wäre die Privatfinanzierung von Flughäfen. Damit stünden die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten der jeweiligen Investition stärker im Vordergrund. Zum einen würde dadurch die Verschwendung von Steuergeldern bei unrentablen Regionalflughafenprojekten eingeschränkt. (…)“
Mit den Stimmen von CSU, SPD und Freien Wählern lehnte der zuständige Ausschuss des Landtags sein Gesuch ab. Nur die beiden Abgeordneten der Grünen stimmten dafür.
12. Privatisierung von Gewinnen, Sozialisierung von Verlusten
13. Auswirkungen auf andere Wirtschaftsbereiche
14. EU-Leitlinien
„Zu Recht wird der Betrieb mehrerer unrentabler Flughäfen im selben Einzugsgebiet besonders negativ beurteilt. Insofern wächst auch von politischer Seite der Druck auf diese Airports.“